Die Bergmähwiese
einzigartige Natur und farbenfroher Blütenreichtum
Die Bergmähwiesen im Vogelsberg sind einer der wertvollsten Naturräume in Mitteleuropa und sie bestechen durch ihre außerordentlich große Vielfalt an Blumen, Kräutern und Gräsern. Die blühenden Wiesen sind ein vom Mensch gemachtes Naturwunder und durch vielseitige Herausforderungen gehören sie zu den stark gefährdeten Lebensräumen. Daher engagiert sich „Nähe ist gut“ seit Juni 2016 für den Erhalt und Schutz der Bergmähwiesen im Vogelsberg.
Voting zum "Naturwunder des Jahres 2024"
Jetzt abstimmen! Die Bergmähwiesen im Vogelsberg wurden für den Titel „Naturwunder des Jahres 2024“ nominiert. Zusammen mit acht weiteren Naturschönheiten in Deutschland haben die Heinz-Sielmann-Stiftung und der Deutsche Wanderverband die Bergmähwiesen als besonderes Naturphänomen ausgewählt.
Der Sieger wird über ein Online-Voting bestimmt, das heißt jede Stimme zählt. Geben Sie jetzt Ihre Stimme für die Vogelsberger Bergmähwiesen! Das Voting läuft noch bis zum 3. Oktober 2024.
Und wenn Sie die Bergmähwiesen selbst erleben möchten, dann besuchen Sie unseren Bergmähwiesen-Pfad. Über den Pfad engagiert sich Nähe ist gut seit 9 Jahren für die Erhaltung der Bergmähwiesen als Naturwunder mit einer einzigartigen Artenvielfalt in Hessen.
Hier geht es zur Live-Webcam auf der Herchenhainer Höhe.
Der Bergmähwiesen-Pfad: ein Erlebnis für die ganze Familie
Der Bergmähwiesen-Pfad bei Herchenhain/Grebenhain im Vogelsberg führt als Rundweg durch die einzigartige Natur der Bergmähwiesen. Acht Informationsstelen entlang des Pfades behandeln spannende Fakten zur Bergmähwiese und der Region Vogelsberg.
Der Pfad wurde von der Nachhaltigkeitsinitiative „Nähe ist gut“ gemeinsam mit dem Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg (gefördert durch Bundesumweltministerium, dem Bundesamt für Naturschutz und dem Hessischen Umweltministerium) entwickelt. Gepflegt und erhalten wird der Pfad von freiwilligen Helfern des „Vogelsberger Höhenclubs“ (VHC).
Der Pfad ist rund 9 Kilometer lang, für den gesamten Weg sind ca. 3 Stunden einzuplanen. Gestartet werden kann am Parkplatz „Herchenhainer Höhe“ an der Rasthausstraße, am Parkplatz „Festplatz Herchenhain“ oder an dem am Vulkan-Radweg gelegenen Parkplatz in Hartmannshain. Dabei sind die Startpunkte auch gut mit Bahn und Bus zu erreichen. Festes Schuhwerk wird empfohlen.
Anfahrt
Über die B275 oder die L3338, GPS Koordinaten: N 50° 29‘ 04‘‘, E 9° 16‘ 39‘‘. Parkmöglichkeiten befinden sich auf der Herchenhainer Höhe an der Rasthausstraße, am Festplatz Herchenhain und in Hartmannshain am Vulkan-Radweg.
Mit dem Fahrrad:
Über den Vulkanradweg oder mit dem Vulkanexpress.
Mit dem RMV:
Sowohl Herchenhain als auch Hartmannshain sind täglich mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Zwischen Mai und Oktober verkehrt zudem der Vogelsberger Vulkan-Express, ein Netz von sechs Buslinien. Radfahrer können ihr Rad im Anhänger der Vulkan-Express-Busse kostenlos mittransportieren.
* Die Blüten und Pflanzen können Sie aus nächster Nähe bewundern, aber bitte nicht pflücken!
Familien-Pfad für kleine Naturentdecker –
jetzt mit neuem Audioguide
Einen kindgerechten und trotzdem abenteuerlichen Rundweg durch die Bergmähwiesen finden Familien auf dem Familien-Pfad. Mit einer Strecke von 3,8 Kilometern, 70 Höhenmetern und 1,5-2 Stunden Gehzeit ist er auch für kleine Naturfreunde gut zu bewältigen. Außerdem erwarten die Kinder spannende Infos zu der bunten Artenvielfalt in den Bergmähwiesen – seit neuestem auch im Format eines Audioguides.
Den Eingang zum Pfad finden Sie am Parkplatz Bergmähwiesen am Ende der Rasthausstraße in Grebenhain-Herchenhain. Folgen Sie dem blauen Schmetterling als Wegsymbol. Die Route finden Sie oben in der Karte in dunkelblau markiert.
Suchspiel am Familien-Pfad
Am Familien-Pfad verstecken sich insgesamt 6 Aufsteller von Bewirtschafter, Tier- und Pflanzenarten. Finden Sie sie und setzen Sie die farbig markierten Buchstaben zu einem Lösungswort zusammen.
Sie haben schon alle Aufsteller am Familien-Pfad gefunden? Dann tragen Sie hier das Lösungswort ein und erhalten Sie eine kleine Überraschung zur Erinnerung an Ihren Familienausflug.
Fakten zu den Bergmähwiesen
Bergmähwiesen bestechen durch ihre große Vielfalt an Blumen, Kräutern und Gräsern. Arnika, Goldhafer, Weicher Pippau und viele andere Arten sind hier zu Hause. Seltene Vögel, eine Vielzahl an Schmetterlingen, Heuschrecken und anderen Insekten leben hier. Auf einer Fläche von 25 Quadratmetern kommen bis zu 61 Pflanzenarten vor. Diese enorme Artenvielfalt wird in keinem anderen Lebensraum erreicht – das macht die Bergmähwiesen zu einem der wertvollsten Naturräume in Mitteleuropa.
Bergmähwiesen sind keine Wildnis, sondern ein vom Menschen gemachtes heimisches Naturwunder. Seit Jahrhunderten mähen die Bewirtschafter die Wiesen im Sommer. Dabei ist das Timing der ersten sogenannten „Mahd“ entscheidend: wird zu spät oder gar nicht gemäht, verdrängen durchsetzungsstarke Pflanzen schwächere Arten und reduzieren die Pflanzenvielfalt. Wird zu früh und zu viel gemäht, verschwinden Pflanzen, die noch nicht ausgereift sind und sich so nicht vermehren können. Setzt die Mahd aus, spürt man dies sofort die Wirkung in der Zusammensetzung der Pflanzen. Eine zweite Nutzung im Jahr findet oft durch die Beweidung von Rindern, Schafen und Ziegen statt. Das Ergebnis: Die Pflanzenvielfalt bleibt bestehen. Für Tiere ist das frische Gras voller wertvoller Nährstoffe und das gewonnene Heu ein Gourmet-Futter.
Bergmähwiesen gehören zu den stark gefährdeten Lebensräumen und stehen daher unter besonderem Schutz. Aufforstung, Intensivierung der Landwirtschaft, Bebauung oder die Aufgabe der Wiesen durch die Bewirtschafter bedrohen die letzten dieser artenreichen Wiesenart in Hessen.
Die Besonderheit dabei ist, dass ohne die Arbeit der Bauern keine Bergmähwiesen erhalten bleiben können. Die Bauern sind Landschaftspfleger und wertvolle Naturschützer. Damit tragen sie auch zur wirtschaftlichen und sozialen Stabilität in einer der größten zusammenhängenden Grünlandregionen Hessens bei. Jedoch ist die jahrhundertealte Form der Bewirtschaftung nach modernen Ansprüchen der Landwirtschaft wenig effizient: die Flächen werden wenig oder gar nicht gedüngt und können nur ein bis zweimal im Jahr gemäht werden. Die Bauern erzielen daher nur ein sehr geringes Einkommen. Wenn allerdings niemand mehr die Bergmähwiesen bearbeitet und pflegt, werden sie und ihre einzigartige Pflanzen- und Tiervielfalt innerhalb weniger Jahre verschwinden. Hessen ist dann um einen wertvollen Naturraum ärmer.
Bewirtschafter
Die Bewirtschafter der Bergmähwiesen tragen mit ihrer Arbeit und ihrer Liebe für die Natur maßgeblich dazu bei, dass die Artenvielfalt der Wiesen erhalten bleibt. Denn die Bergmähwiesen sind ein von Menschen gemachter Lebensraum für Pflanzen- und Insektenarten. Ohne die Bewirtschaftung würden diese Flächen verloren gehen und wertvolle Pflanzenarten verdrängt. Vor allem die traditionelle Form der Bewirtschaftung der Bergmähwiesen ist besonders umweltfreundlich. Dabei können die Flächen jedoch nur ein bis zweimal pro Jahr gemäht werden und die Landwirte erzielen so nur ein geringes Einkommen von den Wiesen. Daher unterstützt „Nähe ist gut“ die Bewirtschafter, damit sie sich auch weiterhin für den Erhalt der Bergmähwiesen einsetzen können.
Wir möchten Ihnen im Folgenden ein paar Bewirtschafter der Vogelsberger Bergmähwiesen vorstellen und Ihnen Einblicke in ihren Alltag, und die Arbeit gewähren. Sie stehen stellvertretend für viele weitere engagierte Menschen.
„Es ist unglaublich schön zu sehen, wie aus einer zugewucherten Fläche wieder eine Bergmähwiese mit besonderer Artenvielfalt entsteht.“
Uta Muth (links) und ihre Tochter
„Die Arbeit mit Naturschutzflächen war uns von Anfang an besonders wichtig. Die umfangreichen Auflagen stellten uns zwar zunächst vor ordentliche Herausforderungen, aber inzwischen bearbeiten wir zahlreiche Bergmähwiesen für das Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg. Unsere Ziegen fressen die Hecken zurück und die Kühe lockern die Erde auf – alles ganz natürlich. Unsere eigene Wiese ist inzwischen sogar zu einer Bergmähwiese der besten Kategorie A hochgestuft worden. Das macht uns stolz und beweist, dass wir vor so vielen Jahren den richtigen Weg eingeschlagen haben.
Unsere Arbeit mit den für die Bergmähwiesen so wichtigen Tieren begann vor über 20 Jahren: mein Mann und ich wollten schon lange nebenberuflich in der Natur arbeiten. Damals kauften wir über eine Zeitungsanzeige unsere ersten drei Shetlandponys. Seitdem ist der Hof stetig gewachsen und heute stehen Ziegen, Esel, Wasserbüffel, Ammekühe mit ihrem Nachwuchs, Haflinger, Shetlandponys und Hühner auf unseren Wiesen. Die Arbeit mit den Tieren und das Kuscheln mit ihnen schätzen wir sehr. Wer hätte schließlich gedacht, dass Wasserbüffel so viel Zuneigung benötigen? In der Region bekannt geworden sind wir aber vor allem für unsere Shetlandponys und Haflinger und für die erfolgreiche Fohlenzucht.
Die Nachfrage nach Kindergeburtstagen ist groß. Dabei zeigen wir den Kindern am Boden, wie man bewusst mit den Tieren umgeht und wie viel Arbeit mit der Pflege verbunden ist. Unsere beiden Esel werden inzwischen sogar als Fotoshooting-Stars bei Hochzeiten gebucht. Als Sozialpädagogin arbeite ich aber auch Tier-therapeutisch mit Kindern und Jugendlichen. Die Nähe und Ruhe der Tiere ermutigt Kinder, sich ihnen anzuvertrauen, und kann Angstzustände reduzieren. Ein Junge hat im Umgang mit unseren Tieren so viel Selbstvertrauen zurückgewonnen, dass er nach einigen Monaten wieder anfing zu sprechen und inzwischen sogar erfolgreich sein Studium abgeschlossen hat.“
„Jede Wiese ist einzigartig. Diese Abwechslung ist großartig, auch wenn sie uns oft die Arbeit erschwert. Aber diese machen wir mit Herzblut bereits in der vierten Generation.“
Frank Groh (rechts) und seine Söhne
„Wir führen unseren Hof bereits in der vierten Generation und machen das mit Herzblut. Die wunderschöne Lage im Vogelsberg macht unsere Arbeit besonders abwechslungsreich und lässt uns das Schöne in den einfachen und natürlichen Dingen sehen. Wir genießen die Arbeit in der Natur, aber die Auflagen werden immer höher und die Anzahl der Betriebe nimmt ab. So muss jeder seine Nische finden. Die Generation meiner Eltern verfolgte das Ziel, den Betrieb auszuweiten und größere Mengen zu produzieren. Ich habe den Fokus hingegen auf eine nachhaltigere Landwirtschaft gelegt. Unsere Kühe erhalten auf 200 Hektar Grünfläche zu einhundert Prozent Bergmähwiesenfutter. Deshalb schätzen wir die Bergmähwiesen vor allem für ihre wertvollen Gräser.
Den großen Teil der Milch verkaufen wir. Aber vor einem Jahr haben wir angefangen, auch eigenen Gouda zu produzieren. Das Produkt wird sehr gut angenommen, mittlerweile gibt es Käse mit Bockshornklee, Chili und Bärlauch. Im Moment testen wir die Herstellung von eigenem Frischkäse. Den Käse verkaufen wir einmal pro Woche direkt auf unserem Hof oder über andere Partner in der Region, wie zum Beispiel die Vogelschmiede an der Herchenhainer Höhe.
Der Hof ist ein absolutes Familienprojekt. Meine drei Jungs helfen wo sie können und machen das mit Begeisterung. Der Große ist der Techniker, der gut mit den Maschinen umgehen kann. Die beiden Zwillinge ergänzen sich – Noah plant die Arbeitsschritte und Elias führt sie aus. Die Grundlagen für einen zukunftsfähigen Betrieb haben wir somit geschaffen. Wir freuen uns jeden Tag über diesen Beitrag zu einer intakten Natur.“
„Wir betreiben tagtäglich Naturschutz. Ohne unsere Arbeit hätten wir hier im Vogelsberg nur Heckenlandschaften.“
Andreas Löffler und Esther Waldeck
„Wir führen eine traditionsbewusste Landwirtschaft und legen sehr viel Wert auf regionale Erzeugnisse und eine gute Milchqualität. Die Gräser der Bergmähwiesen sind für uns eine wertvolle Futterquelle mit besonderer Vielfalt und Qualität, die sich auf die Milch unserer Kühe überträgt. Nicht die Höchstleistung der Kuh ist für uns entscheidend, sondern die Qualität der Milch. Als absoluter Technik-Fan bereitet es mir aber auch große Freude, den Betrieb immer auf dem neuesten Stand zu halten.
Meine Familie hatte schon immer einen Milchviehbetrieb. Gemeinsam mit meinen beiden Brüdern bin ich auf dem Hof aufgewachsen und später als Landwirtschaftsmeister in den Familienbetrieb mit eingestiegen. Viele landwirtschaftliche Betriebe gaben Ende der 1990er durch den Strukturwandel ihre Betriebe auf. Wir haben unsere Milchviehhaltung in dieser Zeit von 42 auf 140 Milchkühe ausgebaut und auch unsere Bewirtschaftungsflächen inklusive der Bergmähwiesen erweitert. Seitdem hat sich unser Betrieb ständig weiterentwickelt, auch durch den Einstieg meiner Brüder. Wir bieten land- und forstwirtschaftliche Lohnarbeiten an und führen kommunale Dienstleistungen durch.
Das Interesse an regionalen Produkten wächst, vor allem bei der jüngeren Generation. Auf unserem Hof können Besucher in der „Vogelsberger Frischmilchquelle“ frische Milch, Eier, Wurst, Käse, Honig, Marmelade und Kuhmilchseife kaufen. Die Holzhütte und der Milchautomat sind jederzeit zugänglich und die Produkte werden über Selbstbedienung verkauft. Bewohner aus den Nachbarorten können den „Lieferservice für Regionalprodukte“ nutzen. Familien mit Kindern kommen besonders gerne zu uns, um einen Blick auf die Tiere im Stall zu werfen und beim Melken zuzusehen. Den Großteil unserer Milch verkaufen wir seit über 20 Jahren an die Schwälbchen Molkerei in Bad Schwalbach.
In diesem Jahr wollen wir mit der eigenen Herstellung von Käse beginnen. Meine Lebensgefährtin freut sich schon sehr auf dieses Projekt und hat sogar ihre Arbeitsstelle aufgegeben, um sich voll und ganz darauf konzentrieren zu können. Bei so einem Familienbetrieb ist es schön, wenn die Partnerin die eigene Leidenschaft für die Landwirtschaft teilt. Spätestens im Frühsommer wird der neue Käse auf unserem Hof verkauft.“